Lyrik

An manchen Tagen

ist der Himmel blau,

blitzhimmelblau,

 

da lebt sich das Leben

in der Sonne

und der Herr Gott

ist ein guter Mann.

 

An manchen Tagen

sage ich mir: wir schaffen das,

das mit dem großen Glück

im Kleinen

 

und dass die Schafe

bei den Wölfen

wohnen,

mietzinsfrei.

 

 

 

Gemachtes Glück

 

Der Zahnarzt

schenkt mir

ein Lächeln,

strahlend, antik-

weiß, aus bestem Porzellan.

 

 

 

An Deiner Seite

querfeldeinstiefeln,

das heißt:

nichts mehr suchen müssen.

 

Die Himmelsschlüssel, Teufelskrallen,

Knollen, Blätter, Pilze

und sogar den Kuckucksklee

 

nicht mehr abreißen,

dem Sammeltrieb,

der Morgenangst

ein Schnippchen schlagen.

 

Keine Ausbeute: keine Last.

Mit aufgefächerten Händen

über Birkenrinden,

 

auf leisen Sohlen

über Moos, Stein,

Wurzelwerk.

Die Sonne

 

anhimmeln,

die Erde

berühren,

 

behüten,

bewahren

wollen.

 

 

 

 

 

 

 

Tagesnotiz, 5. Jänner 2022

 

Sie treten jetzt

im Tarnanzug

vor Kameras,

sie lassen treten.

 

 

 

 

 

HausOrdnung

 

Als wir uns für den Frieden

entschlossen,

 

war Friede.

 

 

 

 

 

Einfach

 

Eigentlich brauchst du

gar keinen Plan,

 

es genügt

 

zum Himmel hoch

zu staunen,

 

da zu sein.

 

 

 

Steh auf, nimm deine Zügel

aus dem Joch

 

und lass sie schleifen.

Und lass die schlafen,

 

die der Ruhe noch bedürfen.

Geh nicht

 

den Weg des groben Widerstands,

nimm dich

 

zurück,

wenn du nach vorne willst.

 

 

 

 

 

Bettlerdebatte

Die Brücken verbauen,
die Hütten vernageln,
die Scheuklappen fester gezurrt.

Die Reichen ertragen den Anblick
der Armen nicht mehr.
Arme Reiche?

Publiziert in der Literaturzeitschrift Cognac & Biskotten, Innsbruck, 2014.

 

 

 

 

 

 

Erstes Abendmahl

Nimm dir ein Herz,
gern auch meins,
fasse Fuß

im Mut.
Gib dem Zweifel
keinen Brösel

von dem Brot,
das ich buk,
das du nun

für uns brichst.

Erschienen im Glarean-Magazin, HRSG: Walter Eigenmann, Emmenbrücke, 2014.

 

 

 

 

 

Dichiarazione di fallimento, lacerato

Nessuna casa. Nessun albero. Nessun bambino.
A nessuno stato e neppure alla chiesa.
Zero senso del dovere. Tenue smania di potere.
Infiniti sogni piantati nella sabbia del mondo.

Ora qui, ora là, ora difficilmente identificabile.
Vissuto. Amato. Riso. Goduto.
Qualche scheggia pestata con i piedi,
con ciò tolta di mezzo.

Traduzione: © Reinhard Christanell 2017
(Ins Deutsche übersetzt von Reinhard Christanell, 2017)

Nachzulesen unter Poetry Magazine U. von Liechtenstein